Sol de Agosto
(Augustsonne) Grossbritannien 2018, Fic., 20 Min., OV/d
Regie: Franco Volpi
Javier kehrt für einige Monate in seine Heimatstadt Buenos Aires zurück, um sich um seine manisch-depressive Mutter zu kümmern, die im Heim lebt. Arztbesuche, Sozialversicherungen, Krankenkassen und juristische Auseinandersetzungen sind erschöpfende Herausforderungen. Als die Abreise ansteht, ist er zwischen den Hoffnungen seiner Mutter und seinem Leben in Europa hin- und hergerissen. In Argentinien seine Mutter, in Wien seine Frau und das Kind, das bald zur Welt kommen wird…
Sonderpreis 2020 des Festivalleiters
Begründung:
Regisseur Franco Vulpi gelingt es, mit diesem eindringlichen Spielfilm eine der problematischen Seiten der Globalisierung ins Bewusstsein zu rücken: Die Struktur der Familie versprach noch vor wenigen Jahrzehnten die Fürsorge der Kinder für betagte ode gebrechliche Eltern. Zumindest in der Regel durfte man davon ausgehen, dass im Alter für familiäre Unterstützung gesorgt war. Immer öfter bauen sich seither junge Menschen ein Leben fernab ihrer Heimat auf, sei es gezwungenermassen, sei es aus Gründen der beruflichen Karriere.
Wenn Eltern Hilfe benötigen geraten ihre Kinder in schwere und schwerste Gewissenskonflikte. Auf dem einen Kontinent die kranke, bipolar veranlagte Mutter im Heim, für deren Rechte eine langwierige juristische Auseinandersetzung mit der Krankenversicherung geführt werden muss. Auf dem anderen Kontinent die Partnerin, mit der man in Kürze ein Kind erwartet.
Ein kurzer Dialog zeigt exemplarisch die Verzweiflung, die viele Menschen in vergleichbaren Situationen kennen. Javier, die Hauptfigur des Films klagt gegenüber seinem Rechtsanwalt: «Es muss einen besseren Weg geben, aber ich sehe ihn nicht!». Der Anwalt entgegnet: «Sag‘ mir, wenn Du ihn gefunden hast…»
Veröffentlicht auf der DVD Best of look&roll 6
Filmausschnitt ohne Audiodeskription: