Mind my mind
Niederlande 2019, Ani., 30 Min., OV/d
Regie: Floor Adams
Chris, ein junger Mann mit Asperger überspielt seine Leidenschaft für deutsche Jagdbomber mit der Hilfe von Hans, der in seinem Kopf wohnt und soziale Skripte für Chris verfasst. Als die Zoologin Gwen Chris einlädt, um ihm ihr Lieblingschamäleon zu zeigen, stürzt sich Hans prompt auf die Produktion eines Flirt-Skripts. Dann stirbt das Chamäleon und Gwen erhofft sich Trost von Chris. «Mind My Mind» ist ein hoffnungsfroher, optimistischer Film, der zum geduldigen Umgang mit unseren Mitmenschen ermutigt. Er ruft ins Gedächtnis, dass man, wenn man nicht vorschnell urteilt auf etwas Wunderbares stossen kann.
look&roll 2020, 1. Preis des Publikums und 2.Preis der Jury
Begründung der Jury:
Den 2. Preis der Jury vergeben wir an den Film «Mind My Mind». Der Animationsfilm von Floor Adams hat die Jury überzeugt, weil er auf eine eindrückliche Weise für das Thema Autismus sensibilisiert. Mit Humor und Leichtigkeit visualisiert die Animation den Prozess der Informationsverarbeitung im Gehirn eines Menschen mit Autismus. Besonders geschätzt haben wir,dass wir auch lachen durften, ja mussten.
Der Film zeigt uns, was im Kopf von Chris passiert, dessen einziger Verbündeter -so scheint es – ein kleiner Kerl in seinem Kopf ist.
Durch den Kunstgriff der Etablierung einer Gehirnzentrale schafft der Film eine Transferleistung, die ganz plausibel darstellt, wie komplex das soziale Leben sein kann, wenn alle Kommunikations-Codes, die die meisten von uns mit aller Selbstverständlichkeit anwenden, erlernt werden müssen. Das soziale Leben gerät dann mitunter zu einem dauerhaften Ausnahme-Zustand, vergleichbar vielleicht mit einem mündlichen Examen, wenn wir fieberhaft in den Schubladen unsere Hirns nach den richtigen Lösungen suchen.
Besonders überzeugt hat die Jury auch die wunderbare Animation. Wir fanden toll, wie sich das Thema der Camouflage visuell und inhaltlich durch den Film zieht. Hans, der geschäftige Kerl im Hirn von Chris, ist uns vom ersten Moment an genauso schnell ans Herz gewachsen, wie der Protagonist Chris selbst. In den Nachschlagewerken von Hans erfahren wir beiläufig mehr über Autismus, als wir es in einem Referat gleicher Länge tun würden. Aufklärung im besten Sinne, also.
Wir alle haben noch keinen anderen Film zum Thema Autismus gesehen, der so anschaulich klar macht, was Autismus eigentlich ist. Durch die humorvolle Ebene schafft es die Regisseurin, dasThema nicht stigmatisierend darzustellen, sondern als das, was es ist: Eine Komplikation in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Dann, last but not least konnten wir uns alle in dem Kopf von Chris wieder finden. Denn wir alle haben einen kleinen Hans im Kopf, der ins rotieren kommt, wenn wir beispielsweise wie Chris vor unserem oder unserer Angebeteten stehen.
Veröffentlicht auf der DVD Best of look&roll 6
Filmausschnitt ohne Audiodeskription: