Sky ist neun Jahre alt und hochgradig schwerhörig. Er bemüht sich sehr, in der Klasse mitzumachen, in der nur gut hörende Kinder sitzen, aber er fühlt sich oft machtlos und missverstanden. Er findet, die Anderen verstehen ihn nicht, aber versteht er sie? Dieser kurze Dokumentarfilm begleitet Sky während und nach der Schule bei seinem Bemühen, seine Umgebung zu meistern. Spielt es eine Rolle, ob die Wahrnehmung der Wirklichkeit wirklich ist oder nicht?
look&roll 2020, 1 .Preis der Jury
Begründung der Jury:
Auch wenn er schon oft als Metapher für das Ausgeschlossensein herhalten musste, weckt der Film Assoziationen an Rainer Maria Rilkes Panther:
«Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.»
Nach langer Diskussion haben wir uns entschlossen, mit Loes Janssens «Sky» einen Film zu würdigen, der diese tausend Stäbe auf dreizehn Minuten komprimiert.
Sky ist immer dabei und dennoch ausgegrenzt. Der Film zeigt einen schwerhörigen Jungen, der seine Situation verstanden hat und das in diesem intimen Porträt eindringlich zu artikulieren weiß.
Wir sehen ein neun Jahre altes Kind unter extremer innerer Anspannung. Mit seinen Augen versucht er die Welt um sich herum zu verstehen und scheitert doch immer wieder daran. Seine Umwelt wiederum bringt ihm wenig Verständnis entgegen, wird seine Behinderung vielleicht nie verstehen – ganz im Gegensatz zu ihm selber, wie es deutlich gezeigt wird. Insofern kann eigentlich auch nicht wirklich von einem Scheitern gesprochen werden, sondern nur von unerfüllbaren Erwartungen einer normal hörenden Gesellschaft.
Die Dramaturgie dieser Dokumentation reizt im Ton, Bild und Schnitt alle filmischen Ebenen aus und schafft es so, normal Hörenden einen Einblick in diese Perspektive zu verschaffen. Um es mit den Worten eines Jurymitglieds auszudrücken: «Dieser Film macht uns ein bisschen schwerhörig.»
In der letzten Szene spiegelt der Film im Klassenzimmer den sehr universellen Wunsch nach Akzeptanz, aber gleichzeitig in seiner Gänze auch die individuelle Erfahrung der Betroffenen so authentisch wieder, dass er weit über das Repertoire eines Dokumentarfilms hinaus Widerhall findet.
So schließen wir mit Rilke:
«Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.»
Wir gratulieren zum ersten Preis der Jury.