Profilaufnahme eines kleinen Jungen nmit Hörgerät im Klassenzimmer
 
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«Sky» von Loes Janssen, Niederlande 2015

Sky ist neun Jahre alt und hoch­gradig schwerhörig. Er be­müht sich sehr, in der Klas­se mit­zu­machen, in der nur gut hö­rende Kin­der sitzen, aber er fühlt sich oft macht­los und miss­verstan­den. Er fin­det, die An­deren ver­stehen ihn nicht, aber ver­steht er sie? Die­ser kur­ze Dokumentar­film be­gleitet Sky wäh­rend und nach der Schule bei sei­nem Be­mühen, sei­ne Um­gebung zu meis­tern. Spielt es eine Rolle, ob die Wahr­nehmung der Wirklich­keit wirk­lich ist oder nicht?

look&roll 2020, 1 .Preis der Jury

Begründung der Jury:

Auch wenn er schon oft als Metapher für das Aus­ge­schlossen­sein her­halten musste, weckt der Film Assoziationen an Rainer Maria Rilkes Panther:
 
«Sein Blick ist vom Vorüber­gehn der Stäbe 
so müd ge­worden, dass er nichts mehr hält. 
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe 
und hin­ter tausend Stäben keine Welt.» 

Nach langer Diskus­sion haben wir uns ent­schlos­sen, mit Loes Janssens «Sky» einen Film zu würdigen, der diese tausend Stäbe auf drei­zehn Minuten kompri­miert. 
 
Sky ist immer dabei und den­noch ausge­grenzt. Der Film zeigt einen schwer­hörigen Jungen, der seine Situation ver­standen hat und das in diesem in­timen Porträt ein­dringlich zu artikulieren weiß. 
 
Wir sehen ein neun Jahre altes Kind unter extremer innerer An­span­nung. Mit seinen Augen ver­sucht er die Welt um sich herum zu ver­stehen und scheitert doch immer wieder daran. Seine Umwelt wie­derum bringt ihm wenig Ver­ständnis ent­gegen, wird seine Behinderung viel­leicht nie ver­stehen – ganz im Gegen­satz zu ihm selber, wie es deut­lich ge­zeigt wird. Inso­fern kann eigent­lich auch nicht wirk­lich von einem Scheitern ge­sprochen wer­den, son­dern nur von unerfüll­baren Erwar­tungen einer normal hören­den Gesell­schaft.
 
Die Dramaturgie dieser Doku­men­tation reizt im Ton, Bild und Schnitt alle film­ischen Ebenen aus und schafft es so, normal Hören­den einen Ein­blick in diese Per­spek­tive zu ver­schaffen. Um es mit den Worten eines Jury­mitglieds aus­zu­drücken: «Dieser Film macht uns ein bisschen schwer­hörig.»
 
In der letzten Szene spiegelt der Film im Klassen­zimmer den sehr uni­versel­len Wunsch nach Akzep­tanz, aber gleich­zeitig in seiner Gänze auch die indivi­duelle Er­fahrung der Betrof­fenen so authen­tisch wieder, dass er weit über das Reper­toire eines Doku­mentar­films hinaus Wider­hall findet. 

So schließen wir mit Rilke: 

«Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille 
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, 
geht durch der Glieder angespannte Stille – 
und hört im Herzen auf zu sein.»

Wir gratulieren zum ersten Preis der Jury.